Foto: Pixabay „Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge“, schrieb Arthur Schopenhauer in seinen „Aphorismen zur Lebensweisheit“. Sein Ratschlag hat nichts an Aktualität verloren. Seit Corona mussten wir viele unserer lieb gewonnenen Gewohnheiten radikal umstellen. Wir spüren den Wert derjenigen Dinge mehr, die wir in „normalen“ Zeiten 1000fach ohne groß darüber nachzudenken genießen konnten. Ich denke dabei an freies, grenzüberschreitendes Reisen, Menschen unbegrenzt treffen oder einladen zu dürfen und Kulturveranstaltungen besuchen zu können. Diese Freiheiten und die Möglichkeit der unbeschränkten Mobilität sind für mich die Kernwerte der Europäischen Union. Ich sehne mich danach wieder zur alten, unbeschwerten Zeit ohne Maskenpflicht, Maßregelungen und Mobilitätseinschränkungen zurückkehren zu können. 2020 ist ein großes Jahr der Jubiläen und Gedenktage. Neben all den historischen Daten die an das Ende des 2. Weltkrieges und die Wiedererrichtung der Republik Österreich erinnern, möchte ich noch einen europäischen Feiertag in Erinnerung rufen: den Europatag am 9. Mai. Vor genau 70 Jahren verkündete der französische Außenminister Robert Schuman seinen Plan, eine Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) zu schaffen, die die französisch-deutsche Produktion von Kohle und Stahl kontrollieren sollte. Dadurch sollte einerseits die Grundlage für den wirtschaftlichen Wiederaufbau gesichert, aber andererseits einseitige Aufrüstung verhindert und damit Krieg zwischen Frankreich und Deutschland unmöglich gemacht werden. Mit dieser EGKS wurde der Grundstein für die heutige Europäische Union gelegt, die letztlich auf einer Friedensidee basiert. Österreich ist seit 25 Jahren Mitglied der Europäischen Union. Und was hat uns diese Mitgliedschaft gebracht? Mehr Öffnung, mehr Exportchancen, mehr Wirtschaftswachstum, Preisvergleiche durch den Euro, mehr Konsumentenschutz, mehr Arbeitsplätze, Reisen, Wohnen, Arbeiten und Studieren ohne Grenzen. Covid-19 hat hier Sand ins Getriebe gestreut. Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen werden uns noch länger begleiten. Die Pandemie zeigt uns, wir sitzen alle im selben Boot. Keiner von uns kann Corona allein besiegen. In einer vernetzten Welt müssen wir es alle gemeinsam schaffen, Covid-19 unter Kontrolle zu halten. Damit wir in der EU auch wieder gestärkt aus der Krise hervorgehen können, ist es am besten, wenn wir unsere Ressourcen zur Bekämpfung der Pandemie und ihren Folgen bündeln, wie das bei der gemeinsamen Erforschung eines Impfstoffs beispielsweise der Fall ist. Genauso wie Visionäre wie Robert Schuman den Grundstein für ein geeintes Europa legten, ist es Zeit für eine europäische Renaissance. Wagen wir mehr gemeinsames Handeln in Europa! |